Systemfehler. Oder: Es gibt kein richtiges Leben im digitalen.

16. Buckower Mediengespräche (20129 Oder: Es gibt kein richtiges Leben im digitalen. (1)

Beitrag von Ralf Lankau zu den 16. Buckower Mediengesprächen „Die vernetzte Welt: Eine Herausforderung an tradierte gesellschaftliche Normen und Werte, hrsg. von Klaus-Dieter Felsmann (2012)

Beitrag als PDF: Lankau (2012) Systemfehler

Digitalien ist das neue Utopia. Internet und Web gelten als Fundament der Wissensgesellschaft und als Leitmedien der Zukunft. Mitmachen ist Pflicht, schon für Kinder und Jugendliche. Auch einer der mittlerweile obligatorischen Kompetenzbegriffe wird benutzt, in diesem Fall „Medienkompetenz“. Doch: In solchen Aussagen zeigt sich nur der typische Denkfehler des Massenmenschen als Konsumist. Er schwimmt im Schwarm, weder Weg noch Ziel kennend, noch sich eigene Gedanken machend, ohne Blick oder Idee für das Netz, mit dem der ganze Schwarm an Bord gezogen, ausgenommen und als Ware auf den Markt geworfen wird. Dass Schwarmverhalten und (Selbst-) Vermarktung im „digitalen Zeitalter“ nicht „alternativlos“ sind, man anderes praktizieren und gleichzeitig mit digitalen Techniken arbeiten kann und so womöglich gar zur „Avantgarde“ der Computerei wird, zeigt dieser Beitrag.


Ein Schritt beiseite: Reflexion statt Schwarmverhalten

Ein Aufsatz des Philosophen Odo Marquardt trägt den Titel „Zukunft braucht Herkunft“, bei dem im Untertitel der Tenor benannt wird: „Philosophische Betrachtungen über Modernität und Menschlichkeit.“ (2) Die Zwischentitel lauten: „Das Unbehagen an der Wandlungsbeschleunigung“; „Die Kürze des Lebens und die menschliche Langsamkeit“ und „Die neuen Medien und die alten Fertigkeiten“. Wer philosophisch zu denken gelernt hat, wird in etwa erahnen, wie Marquardt argumentiert. Der Text selbst beginnt mit den Sätzen:

„Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt. Ich beginne meine Trotzdemdenkerei“ hier ziemlich abstrakt, so daß ich jene Abstraktionspflichten, denen Philosophen nun einmal unterliegen, gleich zu Anfang erfülle.“ (3)

Diesem Prinzip des „Trotzdemdenkens“ und der Abstraktionspflicht zu Beginn folgt auch dieser Aufsatz eines aus Sicht einiger „Netzjünger“ möglicherweise nicht mehr systemrelevanten, vorschnell als Kulturpessimisten (4) diffamierten Autors, der allerdings seit 1990 (Print) bzw. 1995 (Websites) digital produziert, Gestaltung auch mit Digitaltechniken lehrt und ebenso lang zu Neuen Medien und Internet publiziert. Könnte es sein, dass sich nur die anfängliche Euphorie derer, die länger mit digitalen Geräten arbeiten, relativiert?

Systemrelevanz von Menschen?

Um eines gleich zu Beginn deutlich zu machen: Wer Menschen aufgrund der von ihnen vertretenen politischen, sozialen oder z.B. pädagogischen Positionen als „nicht systemrelevant“ bezeichnet, muss sich im Gegenzug fragen lassen, ob er weiß, was für ein inhumanes Menschenbild, was für ein autoritäres Systemdenken damit verbunden wird. Denn die Frage nach der Systemrelevanz von Menschen rekuriert notwendig auf das zugrunde liegende, „posthumanistische“ System(denken) (5), bei dem Menschen durch Maschinen (bzw. heute: Computer) ersetzt werden. Systeme sind, wie Märkte, Menschenwerk, die Begriffe „System“ oder „Märkte“ dienen lediglich dazu, das Handeln benennbarer Akteure zu anonymisieren.

Das (technische) System bzw. genauer: die Initiatoren der Systeme bestimmen, was als „systemrelevant“ bezeichnet werden soll! Bereits diese Selektion ist ein autoritärer Akt. Die An- und Einpassung von Organismen (hier: Menschen) in Systeme mit dem Ziel der Verzweckung (als Arbeitskräfte, Konsumenten) führt nicht nur zwangsläufig zu Normierung und Standardisierung, sondern ist ein Akt der Aggression. Die angebotenen „Optionen“ sind Subordination oder Elimination, Integration oder Isolation. Mitmachen oder ausgegrenzt werden: schon sprachlich wird deutlich, was dem Einzelnen droht, so er oder sie sich nicht einfügt.

Nicht-Konformisten und Nicht-Digitalisten fehlt die erzwungene Konformität der „User“ (Nutzer von digitalen Systemen). Sie sind damit aus Sicht der Systembetreiber und ihrer Adepten nicht relevant. Für die in demokratischen Gesellschaften wichtigen Systeme der sozialen Institutionen, der Kultur- und Bildungseinrichtungen hingegen sind die Vertreter humanistischer Ideen und demokratischer Positionen als Kontrapunkt zu den medial sedierten, ständig ihre digitalen Profile optimierenden und sich im Netz prostituierenden „Ichlinge“ des Web der notwendige Gegenpol. Denn weder das funktional abgerichtete “Humankapital“ der sich selbst als Konsumisten optimierenden Prosumentenvi noch die sich durch das Web Unsterblichkeit erhoffenden Transhumanisten der Singularity-Gemeinde im Gefolge von Ray Kurzweil und anderer Technikpropheten bieten Perspektiven für eine humane Zukunft. (7)

Digitale Euphoriker können deshalb als primär technik- und autoritätsgläubig, Netzjünger als tendenziell obrigkeitshörig, fremdbestimmt und via Mobile und App fremdgesteuert gelten. Digitale Geräte haben dabei nicht nur Fetisch-Charakter. Man erwirbt mit Markenartikeln auch den Zutritt zur „Gemeinde“ (community). Diese Überhöhung von technischen Geräten weist auf emotionale und soziale Defizite. Es gilt daher, in allen Lebenssituationen alternative Rollenmodelle sowohl anzubieten wie selbst zu praktizieren. Denn der Verlust der Kinder und Jugendlichen an die „Autorität des Netzes“ und deren Abhängigkeit spiegelt schließlich nur die Unbedarftheit der Älteren im Umgang mit Netzwerken und Kommunikationstechnologien.

Von Computer zum Transhumanen: Diktatur des digital Möglichen

Drei Entwicklungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind exemplarisch zu nennen, die den heutigen Ist-Zustand und die Prämissen des Denkens prägen. Der erste Aspekt ist der Beginn des zivilen Einsatzes der Computertechnologien, beginnend in den 1960er Jahren mit dem Arpa-Net (8) und der zunehmenden Durchdringung aller Lebensbereiche mit Digitaltechnik. Wie alle Techniken werden auch die Digitalen von einigen Vertretern maßlos überhöht und bis zur vollständigen Abhängigkeit der Menschen von Rechenmaschinen ausbuchstabiert. So, wie aktuell einige Neurobiologen die Willensfreiheit des Menschen in Abrede stellen – eine Diskussion, die seit der Antike geführt wird (9) – degradieren Kybernetiker den Menschen zu einer Fehlkonstruktion, der sich den Rechnern unterzuordnen habe.

Für diese Form des neuen Götzendienstes vor technischen Artefakten mag exemplarisch Ray Kurzweil mit seiner Vorstellung von „Singularity“ und Transhumanismus stehen, der von Maschinen träumt, die intelligenter sind als die Menschen, sich selbst weiterentwickeln, reparieren und reproduzieren und zunehmend autonom agieren bis zur vollständigen, technischen Autarkie. Der Mensch wird obsolet, überlebt aber a-physisch durch die Übertragung seines Bewusstseins ins Netz. Der Körper ist endlich, das Bewusstsein als Teil der Maschine unsterblich (10), diese Spielart der Hybris eine Konstante der Technikgläubigkeit.

Das System als System und der Beobachter der Beobachter

Der zweite Aspekt ist die (primär in Deutschland propagierte) Systemtheorie des Soziologen Niklas Luhmann. Die Systemtheorie (als Ingenieurwissenschaft) wurde in den 1920er Jahren entwickelt (Allgemeine Systemtheorie, Ludwig von Bertalanffy) und bildet zusammen mit der Kybernetik (Norbert Wiener, Ernst von Glasersfeld u.a.) und der Informationstheorie (Claude Elwood Shannon, Warren Weaver) die Grundlage sytemtheoretischer Modelle, die in der Biologie (Humberto Maturana, Francisco Varela: Radikaler Konstruktivismus und der Begriff der Autopoiesis), und Soziologie (Niklas Luhmann; soziologische Systemtheorie) weiter entwickelt wurden. Gemeinsam ist allen systemtheoretischen Modellen die Auffassung von Organismen (Biologie) oder Sozialgemeinschaften (Soziologie) als „autonome, sich selbst regulierende Systeme“, die laut Luhmann von einem externen Beobachter beobachtet werden könnten.

Die „traditionelle“ Wissenschaft (Empirie) sei Beobachtung erster Ordnung, gegliedert nach den Fachdisziplinen und Fakultäten. Die Systemtheorie sei Beobachtung zweiter Ordnung, bei der die Beobachter (erster Ordnung) durch die Beobachtung durch die Beobachter zweiter Ordnung beobachtet würden und so die Funktionsweise der Systeme ohne Einflussnahme und/oder Rückwirkung auf das System „wertfrei“ beschrieben. Das ist selbstredend Fiktion. Konsens heutigen Wissenschaftsverständnisses ist, dass Begriffe wie „wertfrei, objektiv, neutral“ etc. nicht (mehr) behauptet werden (können). Weder Beobachtung noch Beschreibung (als Interpretation) sind ohne (historischen, wissenschaftstheoretischen, disziplinären) Kontext, ohne fakultative Prämissen und spezifische Sprachlichkeit (Fachtermini und deren Bedeutung) denkbar.

Vorwissen, Vorverständnis, Kontext und Sprache sind gleichermaßen determinierend.(11) Die behauptete Objektivität der Wissenschaft(en) ist Ideologie. Wichtiger als der Irrtum der behaupteten „Objektivität“ ist allerdings die Sprachfigur der empathiefreien „Beobachtung“, als sei der „Beobachter“ nur „Beobachter“ und nicht zugleich Mensch, Bürger, Elternteil… . Diese Kunstfigur des „reinen Beobachters“ dient der Entpflichtung von der eigenen Verantwortung, da man als Beobachter „nur“ das Funktionieren eines „Systems“ beschreibt. Diese Entpflichtung ist Programm. Der Mensch als Individuum wie als Teil einer Gemeinschaft ist zumindest für Luhmann nicht von Interesse. Neben dem Post- oder Transhumanismus ist auch die Systemtheorie ein Modell der sprachlichen De-Humanisierung.

„… ich lehne alle Einladungen ab, die mich veranlassen wollen, über den Menschen zu sprechen. Menschenbilder, sowas Grausliches. Also der Mensch interessiert mich nicht, wenn ich das so hart sagen darf.“ (12)

Cash as cash can: Wissentliche Verkürzung

Der dritte Aspekt, der das Denken und die Einstellung gegen Ende des 20. Jahrhunderts geprägt hat, ist der zu Beginn der 1970er Jahre einsetzende Neoliberalismus im Verständnis von Milton Friedman und seinen „Chicago Boys“, der britischen Premierministerin Margaret Thatcher (1979 – 1990; Thatcherismus) und des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan (1981-1989; Reagonimics) mit dem Postulat der „entfesselten und freien Märkte“ als neuer Heilsbotschaft der ausschließlichen Fixierung auf wirtschaftliche Aspekte, auf Gewinnoptimierung und Effizienzsteigerung mit dem Zerrbild des „homo oeconomicus“ als vermeintlichem Akteur. Diese „Monokultur des Denkens“ reduziere den Menschen auf „Nutzenmaschinen“ oder „Roboterimitationen“, so jedenfalls Silja Graupe.(13) In ihrem Beitrag „Humankapital“ (14) zeigt sie die ganze Absurdität und den Inhumanismus der ökonomischen Sichtweise auf den Menschen, wenn Sie, den amerikanischen Ökonomen Theodore Schutz zitierend, das dahinter stehende „Menschenbild“ offen legt:

„… man müsse sich [so Schutz; rl] Menschen nicht direkt als Sklaven, sondern lediglich als mit Preisschildern im Sinne von Löhnen und Gehältern ausgestattetes Humankapital vorstellen.“ (15)

Damit schließt sich der Kreis des In- oder Posthumanen: Das ökonomistische Denken reduziert den Menschen auf möglichst effizient einsetz- und verplanbares Humankapital als moderne Form der Sklaverei, für Systemtheoretiker zählt nur das funktionierende System, bei dem der Einzelne obsolet und austauschbar ist und für die Singularisten, Transhumanisten und Kybernetiker sind Maschinen ohnehin die „besseren Menschen“, die den fehlerhaften „homo sapiens“ besser früher als später ersetzen. Diese drei Theoreme muss man nur oft und laut genug propagieren, um im Ergebnis einen verunsicherten „Schwarm-Menschen“ zu generieren, der sich glücklich ins Netz einloggt, wo er eine Gemeinschaft findet, in der er sich durch ständige Kommunikations- und Unterhaltungsakte medial sedieren lässt, um die persönlichen Irrelevanz für das „System“ nicht als Schmach zu erleben.

Wenn, zum Beispiel, 50% der jungen Menschen in Spanien oder 5,5 Millionen junge Menschen unter 25 Jahren in Europa trotz Ausbildung und Studienabschlüssen keine Arbeitsplätze – und damit keinen Zugang zum selbständigen Leben – finden, kann man mit digitalen Techniken ein vergleichsweise günstiges Reservat für diese überzähligen Menschen anbieten: Onlineforen, Onlinewelten, Treffpunkte im Web, an denen sich jeder nach Belieben präsentieren, profilieren, prostituieren kann, immer in der Hoffnung, zumindest in dieser Scheinwelt ein wenig von der Aufmerksamkeit und Resonanz zu bekommen, die im analogen Leben aufgrund „mangelnder Relevanz für das ökonomische System“ versagt bleibt. Statt eigener Wohnung reicht es nur für ein wenig „kostenlosen“ Webspace, für den man mit seinen Daten zahlt. Das „Brot“ (panem) reicht – mit den derzeitigen Prämissen des Wirtschaftens – nicht mehr für alle; bleiben die Spiele (circensis), wenn auch nur in der billigen, digitalen Variante. Das Marxsche „Opium“ wird heute am Display verabreicht.

Wie alle Süchtigen glauben die User, „alles im Griff“ zu haben, obwohl sie nicht einmal wissen, was auf ihren Geräten an Diensten installiert ist, an Daten gespeichert wird. Unter dem Deckmantel von Kommunikation und individueller Unterhaltung wird eine technische Infrastruktur zur potentiellen Kontrolle, Überwachung und Steuerung der Bevölkerung installiert, deren Reichweite niemand einschätzen kann:

„Wenn wir im Namen der Bequemlichkeit heute die Infrastruktur eines Überwachungsregimes auf unseren Computern installieren, ist dessen Realisierung später nur noch eine politische, keine technologische Frage mehr.“ (16)

Ob dieses „später“ derzeit vorbereitet oder nur von Skeptikern halluziniert wird, kann niemand mit Sicherheit sagen. Mit Sicherheit sagen kann man hingegen, dass sich das Kommunikations- wie das Sozialverhalten durch Netzdienste und Gebrauch mobiler Geräte ebenso verändert wie der Umgang mit Information und das Lernen. Zum Beispiel…

Angedockt und eingeloggt

Für knapp 33 Tausend Euro im Jahr kann man seine Kinder in einem privaten Internat in Oberbayern beschulen lassen, in dem nicht nur die „Kreidezeit“ (Wandtafel und Tafelkreide) beendet wurde, sondern 2013 das erste Abitur ohne Stift und Papier abgelegt werden kann (17): Die Adlaten schreiben ihr Abitur an einem Tablet-PC mit berührungssensitiver Oberfläche (mit einem speziellen Stift für Touchscreens), rufen die Aufgaben am Display auf, bearbeiten diese und senden sie via Funknetzwerk an die Lehrenden zur Korrektur. (Tastaturen sind für die erste Variante des „digitalen Abitur“ (noch) nicht zugelassen.) Campus, Schul- und Internatszimmer sind mit schnellem WLAN vernetzt. Statt Schulbuch und Tafelanschrieb arbeiten Klassen- und Fachlehrer mit Beamern und projizierten 2D und 3D-Modellen. Übungsaufgaben für das „individuelle Lernen“ (am Laptop) stehen ebenso auf dem Server wie die Hausaufgaben, die Wochenaktivitäten oder die (auch für Eltern einsehbaren) Notenblätter. Wer ins Klassenzimmer kommt, dockt als erstes sein Laptop an. Angedockt und eingeloggt in den „Info-Pool der Wissensgesellschaft“ lernen Schüler(inn)en „individuell, selbstbestimmt und effizient“. Heißt es. Als wären technische Geräte entscheidend für Lernprozesse.

Das ist, mit Verlaub, Unsinn. Projizierte 3D-Modelle, die man mit 3D-Brillen betrachtet, sind realen Modellen, die man in die Hand und auseinander nehmen kann, keinesfalls überlegen. Das Lesen, Schreiben und Konzipieren am Display konditioniert lediglich auf die Arbeit am Display, unterschlägt aber, dass das Arbeiten mit Papier und Stift und dem sich (im Wortsinn) „Verzetteln“ und Ausbreiten auf Tisch, Boden oder Wand mit analogen Skizzen eine eigene, auch haptische Qualität hat. Das Tippen und Wischen am Display unterschlägt die räumliche Qualität des Schreibens auf unterschiedlichen Papieren und Formaten etc. Die stolz propagierte, vollständige Digitalisierung von Schule, Unterricht und Abitur ist daher ein Angriff auf die Individualität der Lernenden und deren Bedürfnissen nach sinnlicher (aisthetischer) Erfahrung. Warum wohlhabende Eltern so viel bezahlen, um ihre Kinder auf Digitaltechnik zu konditionieren, bleibt schleierhaft.

Neben Postdemokratie und Posthumanismus dürfte man sich im Fall der erfolgreichen Okkupation der Schulen durch derlei Digitaltechniken den Begriff des Post-Lerners merken (müssen): Menschen, die zwar gekonnt auf der Klaviatur der jeweils aktuellen,digitalen Geräte (Smartphones, Tablets, Pods und Pads) jonglieren, jederzeit und überall vernetzt und online sind, gekonnt mit neuesten Features und Apps agieren – aber ohne ihren digitalen Zauberkasten als ständigem Begleiter (oder nur bei einem leeren Akku, bei Netz- oder Stromausfall) orientierungs- und hilflos sind. Das heißt: Die „Zukunft des Lernens“ liegt zeitlich – hinter uns. Lernen dient dazu, selbständig, eigenverantwortlich und handlungsfähig zu werden – ohne Gerät. Und: Der Mensch lernt – mit und trotz – digitaler Techniken analog.

Instabiles System: Technikfixierung

Der jeweilige Medieneinsatz in den (Hoch)Schulen spiegelt somit nur den jeweiligen Stand der Technik und die wirtschaftlichen Interessen der Hersteller. Vom (Bilder)Buch des Comenius (Orbis sensualium pictus) über Funkkolleg, Schulfernsehen und Sprachlabor ist es immer gelungen, die jeweiligen Medien und Geräte als „Innovation“ und Mittel für „kindgerechtes Lernens“ zu verkaufen, ohne den Nutzen belegen zu müssen. (18) Nach den Sprachlaboren verstauben heute PC-Poolräume, da die Schüler(innen) mit Laptops und Smartphones „arbeiten“, im Unterricht (als Unterricht?) surfen und via digitaler Kanäle kommunizieren. Aber das fordert sogar die „Internetkommission des Deutschen Bundestages“, unter dem Schlagwort der „Medienkompetenz“:

„Wenn erst jeder Schüler seinen (Lern-)Computer mit in den Unterricht bringt, werden alle Beteiligten dazu gezwungen sein, sich mit dem Internet auseinanderzusetzen“, heißt es in dem vorgelegten Zwischenbericht zur Medienkompetenz. Ziel aller Bemühungen um die Förderung von Medienkompetenz sei es, den Einzelnen zu befähigen und darin zu stärken, insbesondere die interaktiven Medien „selbstbestimmt, kompetent und souverän zu nutzen“. (Thomas Jarzombek; CDU).“ (19)

„Medienkompetenz, selbstbestimmt, kompetent“: Das sind übliche Worthülsen , um mit Steuergeldern Hard- und Software (von wenigen, meist den gleichen Anbietern) zu finanzieren. Nur: Auch hierzulande wird man die Laptop-Klassen wieder auflösen (wie in den Vereinigten Staaten längst geschehen (20)) und Smartphones vor Unterrichtsbeginn einsammeln und wegschließen, um überhaupt Unterricht halten zu können.

Erstaunlich ist, dass eine Kommission des Bundestages „alle Beteiligten“ in den (Hoch)Schulen zu etwas zwingen will, dessen Nutzen – didaktisch – nicht nachgewiesen ist. (Wirtschaftlich betrachtet werden ein paar hunderttausend Laptops pro Jahr mehr verkauft.) Man darf erfolgreiche Lobbyarbeit der IT-Industrie und Wirtschaftsverbände konstatieren.

Erstaunlich ist zudem, dass ausgerechnet eine Bundestags-Kommission die grundgesetzlich gesicherte föderale Hoheit der Bundesländer in Bildungsfragen vorsätzlich und wissentlich verletzt, indem alle Beteiligten zu etwas gezwungen werden sollen, was nicht zu erzwingen ist – der Einsatz bestimmter Techniken im Unterricht. Derlei Zwangsmaßnahmen sind in etwa so intelligent wie Forderungen, alle Lehrer(innen) müssten sich einen Facebook-Account zulegen (21), über den sie mit ihren Schüler(innen) kommunizieren. Das ist nicht mehr nur Willfährigkeit gegenüber IT-Lobbyisten, sondern verantwortungslos. Kein Politiker von Verstand sollte fordern, dass Lehrer(innen) mit ihren Schüler(inne)n über die Internetplattform eines amerikanischen Konzerns Daten austauschen, der vor allem für seinen systematischen Datenmissbrauch der Nutzerdaten bekannt ist. Es drängt sich stattdessen die Frage auf, wer wen dafür bezahlt, derlei zu propagieren und publizistisch zu verbreiten.

Irritierend ist auch die Willfährigkeit Lehrender, Geräte wie Dienste – unreflektiert – in den Klassen zuzulassen, als wüsste man nicht, das Neugier und Spieltrieb diesen Geräten eine entsprechende Aufmerksamkeit sichert. Wer postuliert, er oder sie mache „Unterricht mit den Geräten und binde sie ein, um nicht Unterricht gegen diese Geräte machen zu müssen“, leistet den pädagogischen Offenbarungseid, indem er oder sie „gerätegerechten Unterricht“ praktiziert. Denn mit den Geräten werden die medial spezifisch codierten Inhalte und die entsprechenden Kommunikations- und Verhaltensweisen Teil der Lehr-Lernsituation. Wer alles projiziert und als Datei zugemailt bekommt, zeichnet und schreibt nicht mehr selbst. Wer alle „Infos“ im Netz aufrufen kann, merkt sich den Speicherort, nicht den Inhalt. Dank des „Jederzeit- und Überall“-Zugriffs auf das Web gewöhnt man sich daran, nicht Gewusstes oder Ungewisses „schnell mal zu googeln“ – und weiß immer weniger.(22)

Wer als Dozent seine Vorlesung im 15-Minuten-Rhtyhmus unterbricht, um Fragen zum gerade Vorgetragenen zu stellen, diese Fragen und Antworten als Multiple- Choice-Aufgaben ins Netz stellt, wo sie per Laptop oder Smartphone beantwortet werden können, mag zwar die Studierenden im 15-Minuten-Rhythmus „aktivieren“, konditioniert sie aber nur auch technisch auf Lern-Bulimie. Trainiert werden so Multiple-Choice-Tests und Kurzzeitgedächtnis, nicht Lernen oder Wissen. Es verhindert vielmehr, dass Lernstrukturen für komplexere Gedankengänge entwickelt werden können. Komplexere Inhalte lassen sich weder in Minutenraster noch sinnvoll in Frage-Antwortschemata pressen.

So bleiben Drill und operative Konditionierung nach Skinner, nicht Lernen. Aber mit PISA, TIMMS und ungezählten weiteren Tests der empirischen Bildungsforschung haben sich Eltern, Lehrer und Schüler(innen) an die omnipräsenten Testreihen gewöhnt, die sich in digitaler Variante noch schneller und effizienter (und personalisiert; man loggt sich mit (s)einem Account ein) realisieren lassen. „Lernen“ wird auf Mess- und Prüfbares reduziert. „Wissen“ wird quantifiziert und dient dem Erstellen der ebenfalls omnipräsenten Ratings und Rankings, wobei schon curriculare Inhalt und methodische Unterrichtsstrukturen so gewählt werden, dass sie auf Testschemata vorbereiten. Dabei ist bekannt: Was man beim Üben für diese Testreihen lernt, ist das Lernen für Testreihen: „teaching to the test“. Der Test ist das Ziel, einfache Prüfbarkeit die Generalprämisse vor jeder curricularen oder didaktischen Diskussion.

Gelernt wird nichts, außer …

Bevor Sie jetzt erschrecken: Die Metaphysik des Aristoteles beginnt mit einem schönen Satz: „Allgemein in der menschlichen Natur liegt der Trieb nach Erkenntnis. (23)“ Bei all der Netz- und Digitaleuphorie, die man allenthalben und nicht zuletzt von Pädagog(inn)en zu hören bekommt, die sich mit Digitaltechnik nicht auskennen, muss man diesen Satz übersetzen mit: „Auch Digitaltechniken werden Menschen nicht am Lernen hindern (können)“. Es werden lediglich Gelder und Stellen in Richtung IT- und Software-Industrie umgeleitet, die für Pädagogen, Psychologen, Mentoren fehlen, mit Vorsatz. Der „Bildungs-Markt (!) der Zukunft“ ist digital, sytemrelevantes Lehrer und Lernen findet im Netz statt. Die Zukunft hat schon begonnen, nicht nur in Oberbayern. Oder?

Wer sich stattdessen nicht an immer neuen Geräten und Diensten berauscht, wer sich nicht blenden lässt von der multimedialen Überreizung eines bildschirmfixierten Publikums, sondern die Frage stellt, was man denn mit und an Computern lerne, was nicht anders gelernt werden könne – wird bei kritischer Analyse und Prüfung feststellen: Nichts, außer der Bedienung von Computern. Das aber lernen Kinder schneller als Erziehungsberechtigten und Dozenten. Denn nicht einmal zum Programmieren braucht man einen Rechner. Programmcode ist zunächst „nur Text“ in einer spezifischen Sprache, die man wie eine Sprache lernt und die analog auf Papier gelesen, geschrieben, korrigiert werden kann. Erst zum Testen des Programms mit einem Computer muss man das Programm maschinenlesbar codieren (compilieren) und als Programm laufen lassen. Vielleicht sollte man Schüler(innen) und Studierenden zunächst vermitteln, was ein Computer, was ein Programm ist, wozu man das braucht und wozu nicht – anstatt Klassenräume und Kinderzimmer immer weiter mit Digitaltechnik aufzurüsten?

Stattdessen werden Anwendungsprogramme bestimmter Anbieter geschult. Die propagierte „Selbständigkeit und Souveränität“ der propagierten „Medienkompetenz“ bekommt man aber nicht durch „Surfen“ im Netz, dem Erstellen von Präsentationen oder dem Mitmachen bei Facebook oder anderen (euphemistisch sozial) genannten Internetplattformen. Das lernen Kinder zu Hause, von Geschwistern oder realen Freunden und Menschen. Was stattdessen tatsächlich zu beobachten ist, ist die Vereinsamung in der Web-Kommunikation. (24) Man „kommuniziert“ zwar ohne Unterlass, aber letztlich nur mit und über sich selbst. Während sich bei persönlichen Gesprächen die Themen in etwa in drei gleichwertige Blöcke verteilen (man redet über sich, man hört dem anderen zu, der von sich erzählt, man redet über anderes), verschiebt sich der inhaltliche Fokus bei Online-Kommunikationsakten drastisch: Bis zu 80% der Online-Kommunikation dreht sich um den Kommunizierenden selbst.

Das ist kommunikative Egozentrik im Exzess. Die digitalen Narzisse spiegeln sich in ihren Texten und Bildern. Wer jetzt die Frage stellt, wer diese ganzen Tweets und Chats und Blogs denn lese, wenn doch die User sich nur um sich selbst drehen, sollte einen Blick in den Wirtschaftsteil von Tageszeitungen werfen. Facebook ging 2012 (völlig überteuert) an die Börse. Über 80% der Werbeklicks auf Facebook vor dem Börsengang, so jedenfalls die New Yorker Musikplattform Limited Run, wurden von Robots generiert. (25) Wer weiß dass es Programme zur „Kommunikation“ zwischen Rechner und Mensch seit 1966 gibt (Weizenbaums „Eliza“) und realisiert, dass „Kommunikation“ nur aufrecht erhalten wird, wenn es ein Gegenüber gibt, darf zumindest darüber nachdenken, ob nicht auch ein Teil der „Reaktionen“ auf die ganzen Posts und Tweets und Uploads computergeneriert sind. Ohne Feedback sind User nicht lange aktiv oder melden sich ab, weil sie Aufmerksamkeit suchen.

Automatisch generierte „Reaktionen“ wären ein probates Mittel,
Aufmerksamkeit zu simulieren.

Widersprechen kommunikative Egozentrik und das sich Einspinnen in den eigenen, kommunikativen Kokon als mediale Selbstvergewisserung („Ich tippe, also bin ich.“ (26) nicht der eingangs erwähnten Troika der in- und posthumanen Leitprämissen derzeitiger Theorien? Nur auf den ersten Blick. Die Angebote der „individuellen“ kommunikativen Selbstinszenierung und Profilierung im Netz macht aus dem Einzelnen ja nichts anderes als den heute nur mehr digitalen „Masseneremiten“ (27), der bei Günter Anders noch vor dem Fernseher saß, heute hingegen vor dem Display, der auch unterwegs auf sein Display starrt, um sich im Wettbewerb um Aufmerksamkeit immer weiter zu entblößen.

Wer realisiert, was Erwachsenwerden heißt – man rückt aus dem Zentrum der kleinkindlichen Egozentrik (ich bin der Mittelpunkt der Welt) in den sozialen Raum (ich bin eine(r) von vielen) – wird nachvollziehen können, welche Faszination ein technisches Gerät (Mobil- oder Smartphone) haben kann, bei dem sich „endlich wieder alles“ nur um einen selbst dreht und bei dem man alles, was man nicht mag und/oder will, einfach weg klicken kann. So entsteht ein „privater Kosmos“ nur mit Freunden und vielen Helferlein (Apps), die sich immer um einen kümmern und mit allem Notwendigen versorgen. Es ist bequem, mit allem versorgt zu werden und infantilisiert im negativen Sinn der zunehmenden, zunehmend umfassenden Entmündigung, da diese ganzen Helfer und Dienste nur eines im Sinn haben: den medial perfekt eingespeichelten und damit sedierten Konsumenten:. Kauft und konsumiert euch glücklich.

Resumee: Schwerer Ausnahmefehler

Die vor 1990 Geborenen werden es als Privileg begreifen (lernen), ohne Digitaltechniken, Computer und Web aufgewachsen, in die Schule der „Kreidezeit“ gegangen zu sein, viele Bücher gelesen, analog gezeichnet und fotografiert zu haben etc. Lehrerinnen und Lehrer waren den Kindern zugewandt und nicht ihren Displays. Lehrer(innen) wie Schüler(innen) wurden nicht ständig unterbrochen von aufgezwungenen Kommunikationsakten (eMail, Twitter, Blogs, Chats), nicht abgelenkt von aufpoppenden Apps und Tools. Klassenräume waren nicht medien-, wohl aber technikfrei, soweit es Unterhaltungselektronik betrifft. Man hatte in und außerhalb der Schule Musse für die Lektüre, Zeit für den Blick aus dem Fenster und dem Nachhängen irgendwelcher Phantasien.

Die heute Erziehenden und Lehrenden werden es als Aufgabe begreifen (müssen), den heutigen Schüler(inne(n) und Studierenden – wieder – unterbrechungsfreie Phasen und (Zeit)Räume nicht nur als aisthetische und mentale Qualität zu vermitteln, sondern diese Freiräume auch zu schaffen und als notwendigen Kontrapunkt zu alltäglichen Hast und Hektik zu vermitteln: als notwendige Daseins-Form des autarken und selbstreflexiven (24) Individuums, als medienfreier Zeitraum der Besinnung und Kontemplation. Erwachsene müssen den Nachwachsenden Raum und Zeit für das Entwickeln eigenständiger Vorstellungswelten und Bilder zugestehen und aktiv dazu ermuntern, statt sie durch fremdgesteuerte Bildwelten und passive Konsumhaltung an die Unterhaltungs- und (Computer)Spiele-Industrie zu verlieren.

Das vermeintliche Amüsement am Display ist ein Konglomerat aus Zufälligem und Trivialen. Kein vernunftbegabter Mensch würde behaupten, er könne ein Land, seine Kultur und die Lebensweise der Menschen erkunden, indem er auf der Autobahn von Raststätte zu Raststätte, von Tankstelle zu Tankstelle, von Motel zu Motel rast. Wieso sollte irgendwer beim Surfen auf der Datenautobahn mit den zufälligen Stopps und ebenso zufälligen Begegnungen mehr erfahren als den Rausch des Surfens? Man wird die Raser rasen, die Surfer surfen lassen, so sie denn rasen und surfen wollen und es nicht anderen aufzwingen wollen. Man wird sich selbst Räume und Zeit schaffen, um in der eigenen Geschwindigkeit zu leben. Denn bei all der Hast nach dem vermeintlich „Neuen“ verliert und verpasst man sonst nur die eigene Lebenszeit.

„Gerade in einer Welt mit hoher Innovationsgeschwindigkeit sind alte Lebensformen“ am wenigsten veraltungsanfällig, weil sie schon alt sind. (…) So sollte man sich beim modernen Dauerlauf Geschichte – je schneller sein Tempo wird – unaufgeregt überholen lassen und warten, bis der Wettlauf – von hinten überrundend – wieder bei einem vorbeikommt; immer häufiger gilt man dann bei jenen, die überhaupt mit Avantgarden rechnen, vorübergehend wieder als Spitzengruppe: so wächst gerade durch Langsamkeit die Chance, up to date zu sein.“(28)

Ziel ist, der digitalen und medialen Sedierung ein Ende zu setzen – dieser systematischen Infantilisierung und Entmündigung durch Geräte, Techniken und Dienste und wieder „zurück ins Leben“ zu finden. Rechner und Software sind Werkzeuge für die Produktion. Netzwerke sind Infrastruktur für die Kommunikation. Man kann Werkzeuge und Infrastruktur sinnvoll und verantwortlich einsetzen. Man kann sich, klar, auch in medialen Scheinwelten verlieren, sollte aber wissen:

Es gibt kein echtes Leben im digitalen.


Anmerkungen

  1. Paraphrase zu Adorno „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“, Minima Moralia, abschließender Satz des Aphorismus „Asyl für Obdachlose“ (Nr. 18), Theodor W. Adorno[Moralia, 1952]: : Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Suhrkamp, Berlin/Frankfurt am Main 1951, digital: www.offene-uni.de/archiv/textz/textz_phil/minima_moral.pdf
  2. Marquardt, Odo [Zukunft, 2003]: Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays. Stuttgart: Reclam, 2003.
  3. Marquardt, Zukunft, 2003, S. 235
  4. Der übliche Vorwurf, man sei „Kulturpessimist“, sobald „neue“ Entwicklungen und Techniken kritisch reflektiert werden, ist so inhaltsleer wie falsch. Als „echter“ Kulturpessimist würde man sich an solchen Diskussionen nicht beteiligen, sich in seine Studierstube zurückziehen und wie z.B. Michel de Montaigne Bücher lesen und Essays schreiben. Die Teilnahme am Diskurs zeigt stattdessen die intensive Auseinandersetzung mit Techniken und Entwicklungen, die allerdings – deswegen ist das Wissen um Herkunft und (auch) Technikgeschichte so wichtig – auch negative Folgen benennen muss. Es gibt definitiv keine (technische) Entwicklung, deren Folgen komplett absehbar waren. Analytische Reflexionen und systematische Kritik sind der notwendige Gegenpol zu Technik- und Fortschrittsgläubigkeit .
  5. Siehe exemplarisch: John Brockman: Die neuen Humanisten. Wissenschaft an der Grenze, Berlin: Ullstein, 2004; Francis Fukuyama: Das Ende des Menschen, Stuttgart: DVA, 2002; Stefan Lorenz Sorgner: Beyond Humanism: Reflections on Trans- and Posthumanism, Journal of Evolution and Technology – Vol. 21 Issue 2 – October 2010 – pgs 1-19; Raimar Zons: Die Zeit des Menschen – Kritik des Posthumanismus, Frankfurt: Suhrkamp, 2001; Sele, Stefan; Dittler, Ullrich (Hrsg.) [Postmediale Wirklichkeiten, 2009]: Postmediale Wirklichkeiten. Wie Zukunftsmedien die Gesellschaft verändern, Hannover: Telepolis, 2009
  6. Lankau, Ralf [Avatare, 2012: ]: Wenn Avatare mit Prosumenten chatten: Der Rezipient im Spannungsfeld des digitalen Wandels, in: Klaus-Dieter Felsmann (Hrsg.): Medientechnologien vs. Handlungsstrategien: Der Spielraum des Rezipienten, 15. Buckower Mediengespräche, München: kopaed, 2012, S. 83-92; erweiterte Textfassung: www.lankau.de/texte/pdf/ lankau_avatare_lang.pdf
  7. Mittelstraß, Jürgen [Internet, 2011]: Zur Zukunft des Internet. Philosophische Bemerkung. Rede bei der BMBF-Tagung „Zukünftiges Internet“ am 5.6. Juli 2011, „Das Verschwinden des Menschen wird hier zum obersten Postulat, das Mängelwesen Mensch hat für eine überlegene Spezies, die offenbar keine menschliche Spezies mehr ist, Platz zu machen. Was, so wird man sich fragen dürfen, lohnt dann noch, über das zukünftige Internet nachzudenken? Es wäre eine Zukunft ohne den Menschen und damit – nur der Mensch hat und weiß um Zukunft – keine Zukunft.“ (Mittelstraß, Internet, 2011, S. 3), http://www.bmbf.de/pubRD/rede_mittelstrass_2011.pdf;
  8. Zur Geschichte des Internet siehe zum Beispiel: http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2009/1020/007_internet.jsp, http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/754048/Eine-kleine-Geschichte-des-Internet#/beitrag/video/754048/Eine-kleine-Geschichte-des-Internet; http://www.netplanet.org/geschichte/, Hafner, Katie; Lyon, Matthew [ARPA, 2008]; ARPA Kadabra oder Die Geschichte des Internet. 2., korr. Aufl., 3. Aufl., Heidelberg: dpunkt, 2008
  9. Heiden, an der , Uwe; Schneider, Helmut (Hrsg.) [Willen, 2007]: Hat der Mensch einen freien Willen? Die Antworten der großen Philosophen, Stuttgart: Reclam, 2007
  10. Siehe Lankau: Avatare, 2012; Häntzschel, Jörg [Tod, 2012]: Der Tod ist nur eine Option. Wenn die Intelligenz von Maschinen die der Menschen übersteigt, kann der Mensch die Grenzen seines Körpers und die Beschränktheit seines Geistes überwinden, sagt der Zukunftsforscher Ray Kurzweil voraus. Doch es gibt Wissenschaftler, die seine Prognose albern finden, in: SZ vom 22. Oktober 2012, S. 22
  11. Janich, Peter Menschenbild, 2009: Kein neues Menschenbild. Zur Sprache der Hirnforschung, Frankfurt: Suhrkamp, 2009
  12. Hans Dieter Huber: Interview mit Niklas Luhmann am 13.12.90 in Bielefeld, (veröffentlicht in: Texte zur Kunst, Vol. I, (Herbst 1991), No. 4 , S. 121-133); http://www.hgb-leipzig.de/ARTNINE/huber/aufsaetzeaufsaetze/luhmann.html
  13. Graupe, Silja [Monokultur, 2012]: Monokultur des Denkens hemmt den Fortschritt, in: VDI Nachrichten vom 13.1.2012
  14. Graupe, Silja [Humankapital, 2011]: Humankapital. Wie der ökonomische Imperialismus das Denken über Bildung bestimmt, in: Wozu Bildungsökonomie? Fachtagung 2011 des Deutschen Lehrerverbandes (DL), online abrufbar unter: http://lehrerverband.de/DL_Tagungsdokumentation_2011_Bildungsoekonomie.pdf
  15. Schutz, zit. n. Graupe, Humankapital, 2011, S. 42
  16. Templeton, zit. n. Häntzschel, Notarzt, 2010, S. 14 ; Häntzschel, Jörg [Notarzt, 2010]: Apps für den Notarzt und Tankstellen im All. Hier wird die Zukunft aus Pappe und Lego gebaut: Ein Besuch an der kalifornischen Singularity-Universität, in: SZ vom 27./18. Juli, 2010, S. 14
  17. Weber, Christian [Google, 2012]: Google statt Gehirn. Werden Menschen dümmer oder schlauer, wenn sie die digitalen Medien Benutzen? Die Frage ist ähnlich sinnlos wie jede nach gesundem Essen und Trinken: Manches tut gut, zu viel ist schlecht. Videospiele können räumliches Denken fördern, aber zu viel Internet lähmt das Gedächtnis, in: Süddeutsche Zeitung (SZ) vom 29.30. September 2012, S. 24
  18. Hübner, Edwin [Medienerziehung, 2005]: Anthropologische Medienerziehung. Grundlagen und Gesichtspunkte. Frankfurt am Main: Lang, 2005, insbes. Exkurs 1.8.7 (S. 275-293).
  19. Internet-Enquetekommission fordert Laptops für alle Schüler; Die Zeit, Nr. 1, 2012; http://www.zeit.de/digital/internet/2012-01/internet-enquete-laptops-schueler
  20. Die entsprechenden Artikel und Kommentare findet man bei einer Recherche zum Begriff „Laptop-Bann“; z.B. http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/laptop-bann-an-us-schulen-web-0-0-im-klassenzimmer-a-483245.html (2007)
  21. So z.B. der CDU-Politiker Thomas Jarzombek: „Wir brauchen eine Facebook-Pflicht für Lehrer. Lehrer müssen einfach wissen, wie soziale Netzwerke funktionieren und was dort abläuft. Nur dann können sie ihren Schülern einen vernünftigen Umgang damit beibringen.“, http://www.bild.de/politik/inland/facebook/cdu-politiker-fordert-facebook-pflicht-fuer-lehrer-25015644.bild.html. Der Verband Bildung und Erziehung lehnt das ab „VBE: Facebook darf keine Pflicht für Lehrer sein“, fordert aber Fortbildungen im Bereich Social Media, http://www.vbe-nrw.de/index.php?content_id=3063 und http://bildungsklick.de/pm/84538/lehrer-brauchen-fortbildung-im-bereich-social-media/
  22. Das ist, richtig, die platonische Kritik an der Schrift: „Denn Vergessenheit wird dieses in den Seelen derer, die es kennenlernen, herbeiführen durch Vernachlässigung des Erinnerns, sofern sie nun im Vertrauen auf die Schrift von außen her mittelst fremder Zeichen, nicht von innen her aus sich selbst, das Erinnern schöpfen. Nicht also für das Erinnern, sondern für das Gedächtnis hast du ein Hilfsmittel erfunden. Von der Weisheit aber bietest du den Schülern nur Schein, nicht Wahrheit dar. Denn Vielhörer sind sie dir nun ohne Belehrung, und so werden sie Vielwisser zu sein meinen, da sie doch insgemein Nichtswisser sind und Leute, mit denen schwer umzugehen ist, indem sie Scheinweise geworden sind, nicht Weise“ http://www.zeno.org/Philosophie/ M/Platon/Phaidros (o.S.), verschärft nur um die Notwendigkeit des jederzeitigen Netzanschlusses und die Abhängigkeit von den Filter- und Selektionsalgorithmen eines amerikanischen Monopolisten. Man „weiß“ nur noch, was Google einem als Ergebnis anzeigt. Man weiß auch, dass diese Ergebnisanzeigen seit 2009 „personalisiert“ sind, mit der Suchhistorie des Einzelnen und seinem Konsumverhalten korrelieren. Ziel sind möglichst hohe Werbeerträge. Google prozessiert in den USA gegen die Klassifikation als Suchmaschine (search engine) und fordert die Kategorisierung als Verlag, der – wie jede Redaktion – selbst entscheiden könne, was bei (Such)Anfragen „publiziert“ würde.
  23. Aristoteles, Metaphysik; Einleitung, I. Ausgangspunkt und Ziel der Wissenschaft, online unter: http://www.zeno.org/Philosophie/ M/Aristoteles/Metaphysik
  24. Turkle, Sherry [Verloren, 2012]: Verloren unter 1000 Freunden. Wie wir in der digitalen Welt verkümmern, München: Riemann, 2012; Haffner, Peter [Turkle, 2012]: Wir sind zusammen allein. Interview mit Sherry Turkle, in: SZ-Magazin Nr. 30 vom 27. 7.. 2012, S. 21f
  25. Thiel, Thomas [Klicks, 2012]: Klicks von Phantomen. Hat Facebook seine Werbekunden betrogen?, in: SZ vom 2. 8. 2012, S. 35
  26. Im Original: „Cogito. Ergo sum.“ von Descartes: „Ich denke, also bin ich.“
  27. Anders, Günther [Antiquiertheit, 1985]: Die Antiquiertheit des Menschen. Bd I.: Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution; Bd. II: Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution, 3. Aufl., München: Beck, 1985, hier: Bd. I, S. 102
    28Marquard, Herkunft, 2003, S. 241

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