Wie man das Feld der Bildungsmärkte bestellt

Propaganda ist die Methode, Menschen glauben zu machen, sie würden von sich aus wollen, was sie Digitaltechniken, explizit bei der Berichterstattung über „digitales Lernen“ und MOOC (Massive Open Online Courses). Statt Analyse und Faktenvermittlung stehen Meinungsformung und Suggestion auf der Agenda. Doch wie formulierte Paul Sethe treffend: „Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihun-
dert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ (Der Spiegel 5. Mai 1965, Nr. 19, S. 18)

Ralf Lankau, in: Akademie 2015, Wissenschaft und Praxis, S. 75-81

Propaganda: Wollen, was man wollen soll Edward Bernays hat in seinem Buch „Propaganda. Die Kunst der Public Relation“ (1928) Funktion und Wirkungsweise von Propaganda beschrieben. Wie bringt man Menschen dazu, Dinge zu tun, die sie nicht wollen und Bedürfnisse zu befriedigen, die sie nicht haben? Bernays beschreibt diese Manipulation wertneutral als Techniken, die man lernen und einsetzen kann. „In der Verkaufsförderung von einst war es der Hersteller, der zum potentiellen Käufer sagte: ,Bitte kauf ein Klavier!’ Mit der neuen Technikhat sich der Prozess umgekehrt. Nun sagt der potenzielle Kunde zum Hersteller: ,Bitte verkauf mir ein Klavier!’“ (S. 55) So funktioniert Marketing für Marken. Konsumenten begehren und kaufen nicht mehr Turnschuhe, Jacken oder Smartphones, sondern Turnschuhe, Jacken oder Smartphones einer bestimmten Marke, mit einem speziellen Logo und ein besonderes (ständig wechselndes) Modell.1 Erworben werden Statussymbole und die Zugehörigkeit zu „communities“. Man „trägt“ oder zeigt angebissene Äpfel, weiße Kopfhörerkabel, Wolfstatzen etc. Der Einzelne wird zum unbezahlten Werbeträger – und ist stolz darauf.
Diese Steuerung via Marketing ist nicht neu, ­bekommt durch digitale Medien in Verbindung mit der zunehmenden Nutzungsdauer der entsprechenden Online-Dienste und dem Eindringen in die

AKADEMIE 3_2015 (PDF, 7 Seiten): Wie man das Feld der Bildungsmärkte bestelltf