Algorithmus und Avatar im Klassenzimmer

Hintergründe, Ziele und Perspektiven von Informationstechnologie und künstlicher Intelligenz in Schulen

Ralf Lankau, Fakultät Medien, Hochschule Offenburg, Offenburg, Deutschland

Zusammenfassung

Hintergrund: Über den Einsatz und Nutzen von Digitaltechnik in Schulen wird seit mehr als 40 Jahren kontrovers diskutiert. Künstliche Intelligenz (KI) ist bereits Teil der automatisierten Beschulung durch Lernprogramme und Lernleistungsvermessung. Mit generativer KI wie ChatGPT von Open AI, Google Bard u. a. kommt ein Werkzeug dazu, mit dem man einfach Texte, Bilder, Präsentationen u. v. m. generieren kann.

Fragestellung: Sind Systeme der automatisierten Erzeugung von Texten, Bildern u. Ä. in Schulen sinnvoll einsetzbar oder eher lernhinderlich?

Material und Methode: Die historische und technische Analyse kybernetischer Systeme, d. h. das Verständnis der Funktionsweise automatisierter Datenverarbeitungsprozesse, ist Voraussetzung, um über deren Einsatz für Lehr- und Lernprozesse entscheiden zu können.

Ergebnisse: Aktuelle Konzepte für den Einsatz von Informationstechnologie (IT) und KI in Schulen sind nicht nach pädagogischen und didaktischen Bedarfen konzipiert. Sie dienen laut UNESCO-Bericht primär den Interessen der Hersteller. Sie gefährden durch ihr Sucht- und Missbrauchspotenzial zudem die körperliche und psychische Gesundheit nicht nur von Minderjährigen.

Schlussfolgerungen: Nur nach konsequent realisierten Änderungen ließen sich IT-und KI-Systeme sinnvoll im Unterricht weiterführender Schulen einsetzen und IT- Kompetenzen fördern. Dazu zählen das Verbot privater digitaler Endgeräte, die Freigabe von Smartphones frühestens mit 14 Jahren („wait until 8th“ [Warte bis zur 8. Klasse]) und von Social-Media-Anwendungen erst mit 16 Jahren sowie kein Rückkanal für Daten von Minderjährigen (Verbot der Profilierung Minderjähriger, Verbot digitaler Zwillinge). Ziele müssen mehr und reale, interpersonale Kommunikation im Sozialraum Schule (Klassenzimmer, Pausen) sowie das Arbeiten mit Rechnern und Netzwerken als Werkzeug sein.

Themen

– Lernmaschinen und automatisiertes Lehren
– Kybernetik und Schule
– Mensch-Maschinen und simulierte Intelligenz
– Plädoyer für „human intelligence“ statt künstliche Intelligenz
– Rolle der Kinder- und Jugendärzte

Link zu Springer Wissenschaft:

https://link.springer.com/article/10.1007/s00112-024-02005-8

Cite: Lankau, R. Algorithmus und Avatar im Klassenzimmer. Monatsschr Kinderheilkd (2024). https://doi.org/10.1007/s00112-024-02005-8

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