Das bereitet Eltern die größten Sorgen

Kinder gehen in der virtuellen Welt verloren

Von Mauela I., Mutter: Meine Kinder organisieren ihren digitalen Schulalltag selbst, da ich weiter ausser Haus arbeite. Sie verbringen viel Zeit vor den Bildschirmen.

Mich besorgt, dass sie immer weniger Lust  auf das Leben außerhalb der digitalen Welt haben.

Betreff: Sorge um die Bildung der Kinder, Sorge um die nächsten Anti-Corona-Schritte, Zweifel an der Richtigkeit der Massnahmen

Von Stefan H., Vater: Meine Jüngste hat bald ihr erstes Schuljahr hinter sich und hat den allergrößten Teil davon zuhause verbracht, plus ein paar Wochen Präsenzunterricht in kleineren Gruppen mit Maskenpflicht und Abstand in der Schule. Für sie ist das von allen drei Kindern am härtesten, weil sie nur diese Form von „Schule“ kennt und sie ist deswegen auch psychisch angeschlagen und seit Januar einmal pro Woche bei der Kinderpsychologin in Behandlung,

Wo ich die größten Sorgen habe, ist einerseits das Erlernen des sozialen Umgangs miteinander – und da bin ich sehr froh, 3 Kinder und nicht ein Einzelkind im „Lockdown“ zu haben – sowie was die Vermittlung des Schulstoffs und die späteren Aussichten der „Generation Corona“ überhaupt angeht. Gottseidank sind alle 3 noch weit genug vom Schulabschluss entfernt, so dass sich nach einer „Normalisierung“ des Unterrichts vieles bis zum Abitur noch korrigieren läßt. – In dem Zusammenhang finde ich den Vorschlag, G8 wieder auf G9 zu ändern, durchaus überlegenswert.

Nach einem Jahr Lockdown ist meine Tochter deprimiert

Von Rita S., Mutter: Meine Große (15., 10. Klasse) hat seit dem 02.12.20 die Schule nur von außen gesehen. Davor gab es seit März 2020 keine Schule bzw. Wechselmodell, was so gut wie keine Schule bedeutete, weil viele Lehrer in Quarantäne waren. Online-Unterricht gibt es mehr oder weniger regelmäßig erst seit Januar. Das bedeutet, dass einige Lehrer Videokonferenzen abhalten, andere wiederum nicht. Meine Tochter ist deprimiert und wir haben eine Psychiaterin aufgesucht. Nach einem Jahr Lockdown ohne Ausgleich durch Freunde und Fächer wie Sport und Kunst/Musik ist die Stimmung niedergeschlagen.

„Wir steuern auf eine Generation „Lost“ zu

Von Anna F., Mutter: „Lost – ein Begriff, den Jugendliche im aktuellen Sprachgebrauch Personen und Situationen zuordnen, die genau das sind, was das deutsche Übersetzung mit dem Wort „verloren“ sagt. Das trifft es m. E. ganz genau. Eine Generation, deren kostbare Kinder- und Jugendzeit seit Beginn der Corona-Zeitrechnung als „lost“ bezeichnet werden kann. „Lost“ – der unformelle Umgang mit Mitmenschen im Alltag – sei es zu Freunden und Mitschülern, sei es zu Lehrern, sei es zu Familienangehörigen, sei es zu Nachbarn. „Lost“ ist das ungezwungene und lockere Miteinander. „Lost“ ist der normale soziale Umgang. „Lost“ ist die normale freie Freizeitgestaltung. „Lost“ ist das Klassengefühl an Schulen, welches eine gute Lernatmosphäre fördert.

„Lost“ ist das kritische gemeinsame Diskutieren zu den unterschiedlichsten Themen. „Lost“ ist das Gruppengefühl, das eine Gruppendynamik entwickelt, die zusammenschweißt und stark macht. „Lost“ ist die Kreativität im Sinne der Kultur und Vielfalt der Begabungen. „Lost“ auch hier die Motivation zu großen kreativen Werken.  „Lost“ ist bei den jüngeren Kindern das Empfinden für Schule. „Lost“ bei den Eltern das Gefühl, ob das Kind auch durch den permanenten Sonderunterricht überhaupt das Bildungsniveau erreicht. „Lost“ das Gefühl von Interesse am Klassengeschehen via digitaler Medien. „Lost“ das Gefühl des Zusammenhaltes, „Lost“ das Motto „Gemeinsam sind wir stark“.

„Lost“ durch Vereinzelung. „Lost“ durch Regulierung. „Lost“ durch Maßregelung. „Lost“ sind  die Möglichkeiten und der Lernprozess Eigenverantwortung zu übernehmen. „Lost“ die Freiheit im kindlichen und jugendlichen Sinne das Leben mitzugestalten. „Lost“ vielerorts das Recht auf Unbekümmertheit. „Lost“ so häufig das Recht auf Unbeschwertheit. „Lost“ im Allgemeinen ist der Horizont zur Rückkehr zur eigentlichen Normalität.

„Lost“ die ganze Corona-Ära, die für Kinder und Jugendliche unwiderruflich kostbare junge, Lebenszeit geklaut hat. „Lost“ die Lebenszeit bei Kindern, die mit ihrer normalen Entwicklung so viel schneller voranschreitet, als bei uns, den Menschen im mittleren Lebensabschnitt.

Wir steuern auf ein „Generation Lost“ zu“.