So sehen Lehrer die Schüler nach einem Jahr Corona-Schooling

„Der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule existiert nicht mehr“

Von: Jan P., Lehrer: (….)  Unterricht ist mit den ständig wechselnden Anweisungen kaum möglich und wenn man es doch irgendwie schafft Unterricht zu machen, steht man an der Belastungsgrenze.

Die Kinder, die seit Monaten im Distanzlernen sind, bekommen keine adäquate Bildung. Insbesondere Kinder aus bildungsferneren Kreisen verlieren den Anschluss komplett. Familien sind überfordert.
Einige befinden sich in völliger Angst und verbieten ihren Kindern regelmäßige Kontakte zu Freunden. Und wenn die Kinder zu Hause gut aufgehoben sind, langweilen sie sich zu Tode oder verfallen in Hilflosigkeit und Depression.

Will man dieses Problem ansprechen und kritisch über die Maßnahmen sprechen wird einem von oberer Stelle gesagt, dass man seine private Meinung für sich zu behalten hat oder man wird ignoriert oder ausgegrenzt.

„Viele Schülern_innen sind einfach nicht erreichbar“

Von: Fabian K., Schulsozialarbeiter: Die aktuelle Situation ist mittlerweile die, dass wir uns in einer Phase befinden, in der alles möglich ist. Ich hatte vor Corona meine Schule ganz gut im Griff, aber seit den Lockdowns, auf und zu, halbe Klasse, ganze Klasse, mit Abstand, mit Maske, ohne Lüften, mit Lüften ist es schlichtweg furchtbar. Der Kontakt zu den Schüler_Innen geht mehr und mehr verloren. Zu vielen besteht kein Kontakt mehr, Versuche der Kontaktaufnahme werden ausgeschlagen, viele Schüler_Innen sind einfach nicht erreichbar. Es herrscht eine Übersättigung an Onlineangeboten. Während der Schulschließungen kam durchweg eher positive Rückmeldung der Schüler_Innen über die Onlinemedien zum Thema Homeschooling. Als dann wieder Präsenz möglich war, ist der Laden explodiert, weil dann alles hochkam was in den Monaten davor lief. Es ist alles dabei, von körperlicher und sexualisierter Gewalt, über Mediensucht, Drogenkonsum, psychische Krankheiten.

Externe Hilfsangebote sind heillos überlastet. Der Versorgungsschlüssel der Psychotherapeut_Innen ist seit Jahrzehnten dem Bedarf nicht angepasst worden. Es melden sich mittlerweile vermehrt Eltern, die nicht zum typischen Klientel gehören und sagen, dass sie an ihrer Grenze angekommen sind. Als dann wieder Präsenz möglich war, ist der Laden explodiert, weil dann alles hochkam was in den Monaten davor lief. Es ist alles dabei, von körperlicher und sexualisierter Gewalt, über Mediensucht, Drogenkonsum, psychische Krankheiten.

Externe Hilfsangebote sind heillos überlastet. Der Versorgungsschlüssel der Psychotherapeut_Innen ist seit Jahrzehnten dem Bedarf nicht angepasst worden. Es melden sich mittlerweile vermehrt Eltern, die nicht zum typischen Klientel gehören und sagen, dass sie an ihrer Grenze angekommen sind.

Auch den Fachkräften, mir und meinen Kolleg_Innen geht es so, dass wir nach über einem Jahr erschöpft und ausgebrannt sind. Von Arbeitgeberseite wird wenig bis nichts getan, um diesem Zustand abzuhelfen.
Die Konsequenzen für die Kinder und Jugendlichen sind aus meiner Sicht eine Traumatisierung ganzer Jahrgänge. Die langfristigen Folgen sind nicht kontrollierbar. Ich beobachte eine starke Zunahme psychischer Belastungen und Krankheiten. Den Kindern und Jugendlichen werden ihre Rechte und ihre Zukunft genommen von Seiten der Politik und dass alles ohne irgendeinen Sinn.

Teilweise extreme Gewichtszunahmen, Fitness hat stark nachgelassen

Von John S. Lehrer an einer Oberschule: Als Sportlehrer kann ich nur die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Eine nicht repräsentative Umfrage unter meinen Schülern ergab, dass nur etwa 1-2 Schüler pro Klasse während der Coronazeit Sport treiben. Als der Sportunterricht in kurzen Zeitfenstern mal erlaubt war, sah man auch sehr deutlich die Ergebnisse. Selbst kurze Ausdauerläufe und Fitnesseinheiten (man darf unter den Auflagen auch kaum etwas anderes im Sport anbieten) führten viele Schüler bereits an ihre Grenzen. Es gibt Schüler, die haben 10 bis 20 Kilo zugelegt. Das sind sicherlich Extrembeispiele, aber die Tendenz ist erschreckend, vor allem in der Fläche/Breite der Betroffenden.

„Die Kinder vermissen den unbeschwerten Umgang miteinander“

Von Nina L., Lehrerin: Ich kann nicht prognostizieren was diese Maßnahmen für Langzeitfolgen für die Kinder haben. Was ich aber beobachte: die Kinder wollen sich treffen, vermissen ihre Freunde, vermissen den unbeschwerten Umgang miteinander. Sie haben Angst vor Corona und manche setzen die FFP2 Maske mittlerweile voller Stolz auf (ja, Frau Merkel fände das gut – ich finde es befremdlich).

„Am meisten besorgt mich die soziale Verarmung der Kinder“

Von Hanna W., Pädagogin und Mutter: Am meisten besorgt mich der Gesundheitszustand der Jugendlichen (Bewegungsarmut vor dem Bildschirm, Gewichtszunahme), die soziale Verarmung, die ich immer mehr beobachte und der totale Mangel an Perspektive für die Jugendlichen! Auch schwierig, daß sich auch Kinder schon polarisieren („verantwortungslos“ vs „Angsthase“). Aus diesem Grund bin ich für sofortige Schulöffnung, aber Respekt vor den Befürchtungen vieler und daher Aussetzen der Präsenzpflicht (s.u.) Und generell mehr Entscheidungsspielraum für die einzelnen Schulen, nachdem Ministerien und Schulämter statt durch Lösungsvorschläge nur durch die Veröffentlichung immer neuer Vorschriften hervorgetreten sind.

„Nur die generell leistungsstarken Kinder (die auch im Weltall lernen würden) bleiben am Ball“

Von Irina R. Grundschullehrerin:Hallo zusammen, Ich arbeite als Lehrerin an einer kleinen Grundschule und erlebe die Pandemie schulisch als sehr durchwachsen… die Kinder, die man noch ab und zu sieht (online/ Notbetreuung) sind noch frohen Mutes, während die Kinder zu Hause immer mehr „abtauchen“ und im Lern-und Leistungsstand stark abbauen. Viele können auch nicht mehr für längere Zeit an etwas dran bleiben….
Nur die generell leistungsstarken Kinder ( die auch im Weltall lernen würden…) bleiben am Ball, alle anderen bekommen Defizite und Lücken, die nur durch kontinuierliche Präsenz ( kein ständiges Hin und Her ) geschlossen werden könnten…Die ganz Schwachen fallen völlig durchs Raster…..
Das muss aufhören; dazu kommt jetzt noch ein Durcheinander mit Testungen bzw. Verpflichtungen dazu und Eltern, die das alles nicht mehr mittragen können und wollen….