Die Ergebnisse der sechsten und siebten Befragungsrunde der COPSY-Studie (COrona und PSYche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigen, dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auch Jahre nach der Corona-Pandemie noch deutlich schlechter sind als vor der Pandemie. Sorgen bereiten den Kindern und Jugendlichen die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie wirtschaftliche Unsicherheiten und der Klimawandel.
Pressemeldung UKE vom 4.12.2025:
Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen durch globale Krisen belastet
„Inzwischen wird das Wohlbefinden nicht mehr durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt. Jetzt beeinflussen Ängste, insbesondere im Zusammenhang mit globalen Konflikten und der Klimakrise, die Lebensqualität und das Wohlbefinden. Wir konnten feststellen, dass Risikofaktoren wie sozioökonomische Benachteiligung die Wahrscheinlichkeit für psychische Probleme erhöhen, während Kinder und Jugendliche, die optimistisch und zuversichtlich in die Zukunft schauen und sich von ihrem sozialen Umfeld gut unterstützt fühlen, besser geschützt sind.“So das fazit von Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der COPSY-Studie und Direktorin der Forschungssektion Child Public Health der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE.
Studie: Psychische Gesundheit von Jugendlichen in Zeiten globaler Krisen: Erkenntnisse aus der Längsschnittstudie COPSY
Zusammenfassung
Hintergrund: Mehrere globale Krisen wie Klimawandel, Pandemien, Kriege und Wirtschaftskrisen sind große Herausforderungen unserer Zeit, mit denen Kinder und Jugendliche in einer vulnerablen Phase ihrer Entwicklung konfrontiert sind. Das Ziel dieser bevölkerungsbasierten Längsschnittstudie war es, Veränderungen der psychischen Gesundheit von Jugendlichen in Zeiten globaler Krisen und die Auswirkungen krisenbedingter Ängste auf die psychische Gesundheit zu untersuchen.
Methoden: Es wurden Daten von n = 2.671 Familien mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 21 Jahren (einschließlich n = 1.833 Selbstauskünften) analysiert, die an mindestens einer Welle der bevölkerungsbasierten COPSY-Studie (T1: 05/2020 bis T6: 10/2023) teilgenommen hatten. Mit Hilfe deskriptiver Statistiken und multivariater Regressionsanalysen wurden Veränderungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL), psychische Gesundheitsprobleme, depressive und Angstsymptome sowie Zusammenhänge mit krisenbedingten Zukunftsängsten untersucht.
Ergebnisse: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen verschlechterten sich während der Pandemie 2020/21 im Vergleich zu den Daten aus der Zeit vor der Pandemie erheblich. In den folgenden Jahren verbesserte sich die psychische Gesundheit, aber jedes fünfte Kind berichtete auch 2023 noch über eine geringe gesundheitsbezogene Lebensqualität, psychische Probleme und Ängste. Im Herbst 2023 gaben die meisten Kinder und Jugendlichen an, krisenbedingte Sorgen und Ängste hinsichtlich der Zukunft zu haben. Diese waren mit einem höheren Risiko für eine geringe HRQoL, psychische Probleme, depressive Symptome und Angstzustände verbunden (ORs = 1,2 bis 2,4).
Schlussfolgerung: Mehrere globale Krisen gehen mit erheblichen Veränderungen der psychischen Gesundheit junger Menschen einher. Sie müssen durch Präventions- und Interventionsprogramme bei der Bewältigung dieser Krisen unterstützt werden.
Studie (engl.)
Youth Mental Health in Times of Global Crises: Evidence from the Longitudinal COPSY Study
Abstract
Background: Multiple global crises such as climate change, pandemics, wars, and economic crises are major challenges of our time, confronting children and adolescents in a vulnerable phase of their development. The aim of this population-based longitudinal study was to investigate changes in youth mental health in times of global crises and the effects of crises-related fears on mental health.
Methods: Data on n = 2,671 families with children and adolescents aged 7 to 21 years (including n = 1,833 self-reports) who participated in at least one wave of the population-based COPSY study (T1: 05/2020 to T6: 10/2023) were analyzed. Descriptive statistics and multivariate regression analyses were used to investigate changes in health-related quality of life (HRQoL), mental health problems, depressive and anxiety symptoms as well as associations with crises-related future anxiety.
Results: HRQoL and mental health of children and adolescents significantly deteriorated during the pandemic in 2020/21 compared to pre-pandemic data. Mental health improved in the following years, but one out of five children still reported low HRQoL, mental health problems and anxiety in 2023. In autumn 2023, crises-related worries and anxiety about the future were reported by the majority of children and adolescents. These were associated with a higher risk of low HRQoL, mental health problems, depressive and anxiety symptoms (ORs = 1.2 to 2.4).
Conclusion: Multiple global crises are associated with significant changes in the mental health of young people. They need to be supported in coping with these crises through prevention and intervention programs