Hörverlust durch Kopfhörer

Zu lautes Hören führt zu Hörminderung und schließlich auch zum Hörverlust. Altbekannt, doch mit der Digitalisierung ein weiter verschärftes Problem – Handynutzung kann eben auch zu Hörverlust führen. Experten rechnen mit einer Verdoppelung der Hörstörungen /des Hörverlustes durch Nutzung von Kopfhörern / In-Ear- Hörern beim Gebrauch von Mobiltelefonen oder MP3 Playern in der Freizeit, wobei die Over -Ear Hörer weniger problematisch sein sollen. Sie kennen das Beschriebene; da spricht ein Zeitgenosse laut vor sich hin, bis Sie den In-Ear- Hörer bemerken, er telefoniert.

In einer großen Metaanalyse wurde im BJM Global Health nun zusammengetragen, was zu dem Problem derzeit bekannt ist und zudem auf die Empfehlungen der WHO verwiesen:  In der Arbeitswelt sind 80 dB für 40 Std. pro Woche die maximal zulässige Grenze. Gefährlich wird es für Menschen auch bei 98 dB für maximal 38 min. oder 101 dB für 19 min. Kopfhörer werden je nach Außenlautstärke bei bis zu 105 dB genutzt, je lauter die Umgebung umso lauter wird das Gerät eingestellt. Diese Hörpraktiken sind insbesondere bei Jugendlichen weit verbreitet, eine gesetzliche Regulierung für die Hersteller fehlt, die Lautstärke bleibt jedem selbst überlassen.

Das Hörverlustrisiko hängt selbstverständlich sehr von der Lautstärke, der Dauer und eben der Häufigkeit ab, was Regulierung schwierig macht. Eine kombinierte Belastung durch Schule (Beruf und Freizeit ist unbekannt, wo doch gerade im schulischen Umfeld hohe Lärmbelastungen vorkommen.

Da der Hörverlust außer bei vorübergehender Schwellenwertverschiebung nicht unmittelbar auftritt, sind Zusammenhänge oft schwierig zu beweisen. Wir verlassen uns sehr auf die überzeugenden Ergebnisse von Tierversuchen und den Berichten betroffenen, die nach langdauernder Lärmbelastung unter Tinnitus leiden. Lärmschwerhörigkeit gilt nicht als Berufskrankheit, Tinnitus allein nicht. Im Tierversuch nachgewiesen werden Schädigungen der Cochlea-Haarzellen nachgewiesen, bis hin zu deren Zerstörung und ebenso eine Minderung der Synapsen am Hörnerv.

Folgen sind nicht nur die wirtschaftlichen Kosten, sondern bei Jugendlichen die Verschlechterung der schulischen Leistungen und die schnelle ermüdende Konzentration. Die Autoren fordern nachdrücklich von der Politik nicht gesundheitsgefährdendes Zuhören zu fördern. Die Weltgesundheitsorganisation stellt umfassende Materialien zur Verfügung, um bei der Entwicklung und Umsetzung von Richtlinien zu helfen.


Dillard LK, Arunda MO, Lopez-Perez L, et al (2022, engl.)
Prävalenz und globale Schätzungen unsicherer Hörpraktiken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: eine systematische Überprüfung und Metaanalyse Dillard

Zusammenfassung Einleitung Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz von unsicheren Hörpraktiken aufgrund der Exposition gegenüber persönlichen Abhörgeräten (PLDs) und lauten Unterhaltungsorten bei Personen im Alter von 12-34 Jahren zu bestimmen und die Anzahl der jungen Menschen zu schätzen, die durch unsicheres Hören weltweit gefährdet sein könnten. (…)
Schlussfolgerungen: Unsichere Hörpraktiken sind weltweit weit verbreitet und können mehr als 1 Milliarde junger Menschen dem Risiko eines Hörverlusts aussetzen. Es besteht die dringende Notwendigkeit, die Politik auf sicheres Hören auszurichten. Die Weltgesundheitsorganisation stellt umfassende Materialien zur Verfügung, die bei der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen helfen.

Dillard LK, Arunda MO, Lopez-Perez L, et al (full PDF)
Prevalence and global estimates of unsafe listening practices in adolescents and young adults: a systematic review and meta-analysis

Introduction This study aimed to determine the prevalence of unsafe listening practices from exposure to personal listening devices (PLDs) and loud entertainment venues in individuals aged 12–34 years, and to estimate the number of young people who could be at risk of hearing loss from unsafe listening worldwide. (…)
Conclusions Unsafe listening practices are highly prevalent worldwide and may place over 1 billion young people at risk of hearing loss. There is an urgent need to prioritise policy focused on safe listening. The World Health Organization provides comprehensive materials to aid in policy development and implementation.

Dillard LK, Arunda MO, Lopez-PerezL, et al. Prevalence and global estimates of unsafe listening practices in adolescents and young adults: a systematic review and metaanalysis. BMJ Global Health 2022;7:e010501. doi:10.1136/bmjgh-2022-010501