Lernbiographien beginnen mit Sprechen und Lesen

Ein Forschungsteam am Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund unter Leitung von Professorin Nele McElvany hat in einer Sonderauswertung repräsentative Daten von ca. 4.600 Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse ausgewertet. Der Fokus lag auf Sprachkompetenz und Wortschatz als Grundstein für Bildungserfolge von Kindern. Dabei sind eklatante Unterschiede bei Wortschatz und Sprachvermögen bereits bei Grundschülern festzustellen

Neben soziographischen Aspekten wie familiärer Umgebung, Bildungsabschuss der Eltern oder Migrationshintergrund wurde gezielt das Leseverhalten ausgewertet. Das Ergebnis: Häufiges Lesen an digitalen Geräten weisen einen negativen Zusammenhang mit dem Wortschatz der Kinder auf. „Der Wortschatz ist am kleinsten, wenn Kinder oft an digitalen Geräten lesen und gleichzeitig selten bis nie ein Buch.“ so Ulrich Ludewig. Der mögliche Grund sei die Textart von Chatnachrichten, Anweisungen in Apps, kurzen Teasertexten etc. Da längere, aufeinander aufbauende Textpassagen ebenso fehlen wie eine ausdifferenzierte Wortwahl, helfen kurze Textsequenzen am Bildschirm nicht beim Auf- und Ausbau eines Wortschatzes. Möglich sei auch, dass sich Kinder mit geringem Wortschatz nicht an Bücher herantrauten und daher erst gezielt mit leichteren Büchern zum Lesen motiviert werden müssten. Gefordert wird die systematische Lese-Förderung in Kitas und Schulen.


Ludewig, Ulrich, Lorenz, Ramona, Kleinkorres, Ruben, McElvany, Nele (2022) Sonderauswertung: Wortschatz und Leseverhalten bei Viertklässler:innen in Deutschland – Daten einer repräsentativen bundesweiten Studie. TU Dortmund, Institut für Schulentwicklungsforschung.

Zusammenfassung (Abstract)

Sprache ist essenziell für den schulischen Erfolg, denn ohne Sprachkompetenz können Inhalte nicht richtig vermittelt und verstanden werden. Die vorliegendePressemeldung zur Sonderauswertung Studie des IFS mit Daten von rund 4.600 Viertklässler*innen in Deutschland hat sich daher intensiv mit einer der Säulen für Sprachkompetenz beschäftigt: dem Wortschatz am Beispiel von Grundschulkindern in der vierten Klasse. Dabei ist zum einen deutlich geworden, dass es schon in der Grundschule sehr große Unterschiede im Wortschatz gibt und dass diese Unterschiede zum anderen systematisch mit dem familiären Hintergrund zusammenhängen, konkret, welchen Bildungsabschluss die Eltern haben, ob es einen Zuwanderungshintergrund gibt oder wie die familiäre Leseumgebung aussieht. Die durchschnittlichen Unterschiede im Wortschatz entsprechen zwischen manchen Schülergruppen dem Lernzuwachs von über einem Jahr. Diese Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr, dass der Wortschatz in der Grundschule systematisch gefördert und spezifische Schülergruppen gezielt in den Blick genommen werden müssen

Pressemeldung zur Sonderauswertung