Eine Untersuchung der Universität Münster hat in einer Meta-Studie 34 Studien aus dem In- und Ausland über den Missbrauch von Kindern und Jugendliche im Netz ausgewertet. Befragt wurden mehr als 2.000 Acht- bis 17-Jährige. Ein Viertel aller Minderjährigen sei demnach von Cybergrooming betroffen, das heißt, dass Erwachsene sie zu Nacktaufnahmen oder sogar Verabredungen aufgefordert hätten. Das Grooming-Risiko für Jugendliche höher ist als für Kinder, weil Teenager ihre eigene und das Thema Sexualität entdecken und sich parallel emotional von den Eltern abnabeln, weil es zuhause oft pubertätsbedingte Konflikte gibt.
Cybergrooming – Viktimisierung unter jungen Menschen.
Eine systematische Überprüfung von Prävalenzraten, Risikofaktoren und Ergebnissen
Catherine Schittenhelm, Maxime Kops, Maeve Moosburner, Saskia M. Fischer, Sebastian Wachs
Zusammenfassung
Die Adoleszenz ist durch eine einzigartige Mischung von Faktoren gekennzeichnet, darunter die Erkundung der aufkommenden Sexualität und die zunehmende Beschäftigung mit digitalen Medien. Da sich Jugendliche zunehmend in Online-Räumen bewegen, hat sich die Viktimisierung durch Cybergrooming zu einem wichtigen Thema für die Entwicklung und den Schutz junger Menschen entwickelt. Dennoch mangelt es an systematischen Analysen des aktuellen Forschungsstandes. Zu diesem Zweck zielte die vorliegende systematische Übersichtsarbeit darauf ab, bestehende quantitative Forschungsarbeiten zu Prävalenzraten, Risikofaktoren und Ergebnissen von Cybergrooming-Viktimisierung auf der Grundlage einer Anpassung des allgemeinen Aggressionsmodells zu integrieren. Eingeschlossen wurden Studien mit selbstberichteten Daten über Cybergrooming-Viktimisierung von Personen im Alter zwischen 5 und 21 Jahren. Insgesamt 34 Studien erfüllten alle Einschlusskriterien, wobei sich die meisten auf das Jugendalter konzentrierten. Die berichteten Prävalenzraten waren durch eine starke Heterogenität gekennzeichnet, die größtenteils auf die zugrunde liegende Methodik zurückgeführt werden konnte. Insgesamt zeigten die eingeschlossenen Studien, dass mindestens einer von zehn Jugendlichen Cybergrooming-Viktimisierung erlebt.
Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass verschiedene Faktoren, z. B. die Tatsache, dass es sich um ein Mädchen handelt, dass sie älter ist, dass sie ein riskantes Verhalten an den Tag legt, dass sie eine problematische Internetnutzung aufweist, dass sie über ein geringeres psychisches Wohlbefinden berichtet und dass sie andere Arten von Viktimisierung erlebt hat, positiv mit Cybergrooming-Viktimisierung verbunden sind. Das Querschnittsdesign der meisten Studien erlaubte jedoch keine evidenzbasierte Klassifizierung in Risikofaktoren, Ergebnisse und Koinzidenzen, so dass die Ergebnisse auf der Grundlage theoretischer Überlegungen in das vorgeschlagene Modell eingebettet wurden. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass es an Studien mangelt, die unterschiedliche Stichproben einschließen, insbesondere jüngere Kinder, LGBTQIA+-Jugendliche und junge Menschen mit besonderen Bildungsbedürfnissen. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass Cybergrooming-Viktimisierung ein weit verbreitetes Phänomen unter jungen Menschen ist, das Prävention und Opferunterstützung in mehreren Bereichen erfordert.
Studie (engl.) : Cybergrooming Victimization Among Young People: A Systematic Review of Prevalence Rates, Risk Factors, and Outcomes
Siehe auch:
Landesanstalt für Medien NRW
Cybergrooming: Betroffenheit von Kindern und Jugendlichen auf konstant hohem Niveau
Jährliche Befragung: Kinder und Jugendliche möchten in der Schule aufgeklärt werden.
- Ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen ist in Deutschland von Cybergrooming betroffen.
- 16 Prozent der Kinder unter 14 Jahren haben bereits Cybergrooming erlebt.
- Zwei von drei Befragten möchten das Thema mehr in der Schule behandeln.
Untersuchungsergebnisse 2025
- Kinder und Jugendliche als Opfer von Cybergrooming | Gesamtauswertung
- Kinder und Jugendliche als Opfer von Cybergrooming | Sonderauswertung