Studie zur Anfälligkeit für Fehlinformationen
In einer Studie der University of British Columbia wurden 66.000 Menschen aus 24 Ländern und fünf Kontinenten zu ihrer Medienkompetenz befragt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten 20 Fragen des „Misinformation Susceptibility Test“ (MIST) beantworten und entscheiden, ob Aussagen wie „Linke lügen eher, um eine gute Note zu bekommen“, „Die Regierung vertuscht massiv ihre Beteiligung am 11. September“ oder „Eine kleine Gruppe von Menschen kontrolliert die Weltwirtschaft durch die Manipulation des Gold- und Ölpreises.“ richtig oder falsch sind. Ein Ergebnis der Studie: Die 12- bis 27-Jährigen konnten Fake News schlecht von realen Fakten unterscheiden.
Friedrich Götz, Assistenzprofessor für Psychologie an der University of British Columbia und leitender Autor der Studie, stellte fest, dass gerade die „Generation Z“ (kurz: GenZ – junge Menschen im Alter von zwölf bis 27 Jahren) nach den vorliegenden Daten besonders anfällig für Fake News seien. Dabei würde man doch annehmen, dass Menschen, die besonders häufig im Netz unterwegs sind, besser richtige von falschen Meldungen unterscheiden könnten …
Wieso? Ist nicht eher die Annahme falsch? Wieso sollte jemand, der „häufig im Netz unterwegs“ ist, Fake News besser erkennen können? Weil er mehr davon sieht und liest. ohne darüber nachzudenken, was davon falsch ist und was richtig? Wer regelmäßig Fast Food futtert, wird dadurch doch auch nicht zum Gourmet.
Die Konsequenz immerhin ist nachvollziehbar: Es bedürfe medienpädagogischer Konzepte, um Fake News zu erkennen. Denn Fake News hätten das Potenzial, die Gesellschaft zu spalten, die Demokratie und den sozialen Frieden zu gefährden. Durch Künstliche Intelligenz gebe es außerdem weitere Optionen, um Menschen in die Irre zu führen. In Frage steht wie diese medienpädagogischen Konzepte aussehen, denn einige Medienpädagogen glauben fest daran, man müsse nur oft genug Fast Food essen, um es nicht mehr zu mögen …
Intelligenter wäre, gemeinsam gesund zu kochen und gemeinsam zu essen.
Die Studie (englisch)
Profiling misinformation susceptibility
Authors: Yara Kyrychenko, Hyunjin J. Koo, Rakoen Maertens, Jon Roozenbeek, Sander van der Linden, Friedrich M. Götz
Zusammenfassung
Die globale Verbreitung von Fehlinformationen stellt eine ernsthafte Bedrohung für das Funktionieren der Gesellschaften weltweit dar. Aber wer fällt darauf herein? In dieser Studie füllten 66.242 Personen aus 24 Ländern den Misinformation Susceptibility Test (MIST) aus und gaben an, wie gut sie Fehlinformationen einschätzen. Eine mehrstufige Modellierung zeigte, dass Personen der Generation Z, Nicht-Männer, Personen mit geringerer Bildung und konservativere Personen anfälliger für Fehlinformationen waren. Während das Vertrauen der Befragten in die Erkennung von Fehlinformationen im Allgemeinen mit einer besseren tatsächlichen Erkennungsleistung verbunden war, variierte das Ausmaß, in dem die wahrgenommene Leistung mit der tatsächlichen Leistung übereinstimmte, zwischen den einzelnen Untergruppen. Das heißt, während Frauen ihre Fähigkeiten besonders genau einschätzten, stand die wahrgenommene Fähigkeit der Extremkonservativen in geringem Zusammenhang mit ihrer tatsächlichen Fähigkeit, Fehlinformationen zu erkennen. Unterdessen schätzte die Generation Z über alle Generationen hinweg ihre Fähigkeit, Fehlinformationen zu erkennen, am genauesten ein, obwohl sie im Test am schlechtesten abschnitt. Zusammengenommen liefern unsere Analysen das erste systematische und ganzheitliche Profil der Anfälligkeit für Fehlinformationen.
Abstract
The global spread of misinformation poses a serious threat to the functioning of societies worldwide. But who falls for it? In this study, 66,242 individuals from 24 countries completed the Misinformation Susceptibility Test (MIST) and indicated their self-perceived misinformation discernment ability. Multilevel modelling showed that Generation Z, non-male, less educated, and more conservative individuals were more vulnerable to misinformation. Furthermore, while individuals‘ confidence in detecting misinformation was generally associated with better actual discernment, the degree to which perceived ability matched actual ability varied across subgroups. That is, whereas women were especially accurate in assessing their ability, extreme conservatives‘ perceived ability showed little relation to their actual misinformation discernment. Meanwhile, across all generations, Gen Z perceived their misinformation discernment ability most accurately, despite performing worst on the test. Taken together, our analyses provide the first systematic and holistic profile of misinformation susceptibility.
PDF: Profiling misinformation susceptibility
Siehe auch (Tagesschau 23.4.2025)):
Gen Z und Medienkompetenz Wer häufig Fake News glaubt
Von Daniel Peter, BR