Das schlagen Lehrer vor für den Rest des Schuljahrs

Zensuren statt Abschlussprüfungen

Von Andreas H., Lehrer:  Es wird immer noch nachgedacht, wie man die Abschlussprf. für 9 + 10 unter Coronabedingungen durchführen soll.  Warum?
Der sicherste Weg geht über die Zensuren in den Fächern. Die aufgeblasenen Prüfungen sind seit Pisa das Maß aller Dinge. So wie man die mündlichen Prf. freiwillig mehr oder weniger ausfallen lässt, ginge das ebenfalls mit den Abschlussarbeiten

Ich wünsche mir offene Schulen und dass die Angstmacherei aufhört

Von John S., Lehrer:

Was ich mir wünsche:

  • eine realistische, ALLE Perspektiven berücksichtigende und abwägende Coronapolitik
  • offene Schulen und Kitas mit Hygienekonzepten (die existieren alle und sind gut erprobt)
  • das die Angstmacherei aufhört, Kritik an der Coronapolitik gehört und so auch dem Sumpf aus Verschörungstheoretikern und Rechten der Wind aus den Segeln genommen wird.
  • die Perspektive der Kinder und Jugendlichen eine höhere Gewichtung bei der Abwägung der Interessen erhält
  • die Kosten der Krise von denen bezahlt wird, die davon profitiert haben und die es sich locker leisten könnten (man wird doch noch träumen dürfen)

Präsenzangebot für alle und Aufteilung nach Gefährdungseinschätzung der Eltern

Hanna W., Pädagogin und Mutter:

Sofortige Änderungen

  • Präsenzangebot auch für die Klassen 5 (7) – 9
  • eine Regelung, daß die Präsenzpflicht von den Schulleitungen für Schüler individuell ausgesetzt werden kann
  • bei geteilten Klassen die Gruppen nach Gefährdungseinschätzung der Eltern aufteilen
  • verbindliche Anwendung der Arbeitsschutzverordnungen für Kinder und pädagogisches Personal, insbesondere hinsichtlich Tragzeiten der PSA und Bildschirmzeiten
  • Sportvereine und -angebote alle inzidenzunabhängig öffnen, sofern das Sportangebot draußen stattfindet oder drin mit Hygienekonzept. Offizielle Aufforderung an die Vereine, das Angebot ggf. zeitweise dementsprechend umzustellen

Kurzfristige Änderungen

  • es darf kein Sportunterricht mehr ausfallen oder ins Homeschooling verlegt werden (bei „Wechselunterricht“ finden derzeit maximal 50 % der Sportstunden statt)
  • eine Regelung, mit der sichergestellt werden kann, daß symptomlose Kinder in Quarantäne mindestens 1,5 h täglich ins Freie dürfen (Zeitkorridor)
  • Festlegung, welchen Kriterien Luftfilter in Klassenräumen genügen müssen; möglichst unbürokratische technische Abnahme organisieren
  • Schulleitungen ermächtigen, diese Filter in Eigenplanung installieren zu lassen. Wenn Eltern die Filter finanzieren wollen, dies ermöglichen
  • hinreichendes Budget für Schulen, in Eigenverantwortung pädagogische Kräfte einzustellen (zZt gibt es genügend beschäftigungslose Erlebnis-, Kunst-, Sport- und Musikpädagogen, die in den Schulen zT vorher schon im Freizeitbereich tätig waren). Es gibt bereits eine ähnliche Budgetkonstruktion für den Vertretungsunterricht, da müsste nur der Zugang deutlich vereinfacht und mit erheblich mehr Mitteln ausgestattet werden.

Dann kann die Aufteilung in halbe Klassen beibehalten werden und die restliche Unterrichtszeit kann mit Projektangeboten im Außenbereich oder an alternativen Unterrichtsorten aufgefüllt werden. (Und wenn es einfach Aufgabenbetreuung oder Spazierengehen und Stadt erkunden ist). Damit ist ein Ende des Wechselunterrichts und der Notbetreuungsgruppen in Sicht, was wieder pädagogisches Personal freiwerden liesse.

Änderungen im nächsten halben Jahr:

  • Prüfung der bisherigen Corona-Präventionsmaßnahmen durch Arbeitsmediziner und Kinderärzte, entsprechende Änderungen von Standards (Pausenzeiten etc)
  • Lernstandserhebung und sportlicher Belastungstest und Konsequenzen daraus ziehen
  • für „Homeschooling“ aufbereitete Lernmaterialien entsprechend des Lehrplans zentral bereitstellen
  • festlegen, welcher Lernstand vierteljahresweise erreicht werden sollte, so, daß es für Schüler und Eltern verständlich ist und zur Verfügung steht (so ähnlich wie bei den Abitur-Vorbereitungsbüchern); Prüfung am Schuljahresende, sofern der Schüler nicht durchgehend am Präsenzunterricht teilnimmt; Möglichkeit, die Prüfungen auch eher abzuschließen
  • Raum- und Aussengeländekapazitäten der Schulen erweitern

… „Wir brauchen aber auch wieder mehr Herzlichkeit, Ehrlichkeit, Fürsorge und Inhalte“

Von Jan P., Lehrer: Die Kinder gehören zurück in die Schule und zwar sofort! Menschenwürde und Kinderrechte sind nicht verhandelbar. Die Öffnung der Schulen ist alternativlos. Die Coronazeit hat aber auch gezeigt, dass wir wieder zu mehr Herzlichkeit, Ehrlichkeit, Gemeinschaftlichkeit, Fürsorge, aber auch Inhalten zurückkehren müssen. Dazu bedarf es mehr Eigenverantwortung für Schulen und Entschlackung der Lehrpläne um wieder mehr Zeit für Übungen, Vertiefungen und Grundlagentraining zu haben. Außerdem muss Kritik- und Reflexionsfähigkeit geschult werden, um dieses traurige Zeitalter des JA-Sagens zu beenden.

Bezug zur Natur wieder herstellen

Von  Nina L., Lehrerin Sprachfördergrundschule: Schon vor Corona fehlte mir der Bezug zur Natur draußen und der eigenen in jedem Unterrichtsfach. Eine regelrechte Entfremdung von der Natur war in fast jedem Kind und auch im fachbezogenen Unterricht bei vielen Lehren und Lerninhalten zu beobachten. Das heißt für mich, es könnte viel mehr Unterricht draußen stattfinden, auch während Corona, mit kleineren „Wanderungen“ das eigene Erleben und das Naturerleben stärken und lernen genau wahrzunehmen und zu beschreiben. Fächerübergreifend kann dies dann auf verschiedenen Plattformen zum Ausdruck gebracht werden. Insofern ist dann die Natur in all ihren Erscheinungsweisen und kreativen Möglichkeiten der Lehrplan, natürlich der jeweiligen altersentsprechenden Möglichkeit entsprechend. Es würden ungeheure Mengen an Papier und Arbeitsmaterial gespart und die vergleichenden Klüfte durch einseitigen und unnatürlichen Bildungsanspruch würden komplett wegfallen, weil nun die Vielfalt der Wahrnehmungs- und Ausdrucksmöglichkeiten erst das große Ganze in den Blick rückt.