Zu dick und gesundheitlich früh gefährdet

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind übergewichtig oder sogar krankhaft dick. Das ergibt die Auswertung anonymisierter Daten der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover. Grundlage sind Versichertendaten von Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren mit der Diagnose E66 nach ICD-10 für die Jahre von 2011 und 2021 sowie von 2019 bis 2021.

Bei den 6- bis 18-Jährigen sind im Jahr 2021 rund 34 Prozent Kinder und Jugendliche mehr von extremem Übergewicht (Adipositas) betroffen als 2011. Bei der Altersgruppe der 15- bis 18-Jährigen liegt das Plus bei 42,5 Prozent. Von den mehr als 11.500 KKH-Versicherte bis 18 Jahre jeder 16. Jungen (6,25%) und jedes 18. Mädchen (5,5%) die ärztliche Diagnose Adipositas.

Als gesundheitlichen Folgen von (extreme) Übergewicht drohen Bluthochdruck, andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Fettstoffwechselstörungen und Gelenkverschleiß. Die Lebenserwartung ist geringer. Dazu kommen psychische Belastungen und soziale Ausgrenzungen. „Diskriminierung und Mobbing wegen ihres Körpergewichts gehören für viele von ihnen zum Alltag“, sagt Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH. „Ausgrenzung zu erfahren, schwächt nicht nur das Selbstwertgefühl und mindert die Lebensqualität, sondern kann zu psychischen Erkrankungen wie Ängsten oder einer Depression führen.“

Die Zunahme an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen wurde bereits vor der Pandemie konsttaiert. Corona mit Schulschließungen und Lockdown hat diese Entwicklung allerdings zusätzlich beschleunig. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten. „Homeschooling mit stundenlangem Sitzen vor dem PC, fehlender Sportunterricht, kaum Treffen mit Freunden, geschlossene Sportstätten – die Pandemie mit all ihren Kontaktbeschränkungen hat das Leben vieler Kinder und Jugendlicher lange Zeit aus dem Lot gebracht und Inaktivität gefördert. Das war ein Einfallstor für Ersatzhandlungen, um Frust, Stress und Einsamkeitsgefühle zu kompensieren“ so Aileen Könitz. Für „Glücksempfinden“ sorgten dann nicht selten Ersatzhandlungen wie das stundelnage Chatten oder Spielen am PC oder Softdrinks, Schokolade oder Chips.

Abhilfe schaffe nur das Bewusstsein für die Risiken von Übergewicht, die Umstellung auf eine gesunde Ernährung und viel Bewegung.

Pressemeldung KKH 2022:
Immer mehr Kinder bringen zu viele Kilos auf die Waage.
Psychische Gesundheit in den Fokus rücken / Corona wirkt als Treiber

Tagesschau (3.11.2022)
Überflüssige Kilos Krankhaftes Übergewicht bei Kindern nimmt zu

Zum Nachlesen und Vergleich die Auswertung 2021:
Corona-Stubenhocker & Co.: Immer mehr übergewichtige Kinder
KKH: Adipositas-Trend bei Jungen besonders ausgeprägt

Dazu passt (leider) der WHO-Bericht, dass sich die meisten Menschen zu wenig bewegen, mit ebenfalls erheblichen gesundheitlichen Folgen wie Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Diabetes, Depressionen, Demenz.

WHO-Bericht, Übersicht: Globaler Statusbericht über körperliche Aktivität 2022 (engl.)